Was benötigt man, um gegen einen von der Papierform her übermächtig erscheinenden Gegner zu gewinnen? Zähe Verteidigung, gute Chancenverwertung, Klasse und auch ein Quäntchen Glück. All das kam am Sonntag bei der Ersten des SK Union zusammen. Ein „weiße Weste“ behielten die Oldenburger dabei mit den schwarzen Steinen (1 Sieg, 3 Remis).
Unsere Gäste aus Tostedt waren nur zu siebt angereist – Glück für uns – waren allerdings trotzdem klar favorisiert, da sie 4 Titelträger, 2 starke Jugendspieler und auch am 8. Brett einen erfahrenen Oberligaspieler aufgeboten hatten. Es galt also, die durch das freigelassene Brett erzielte 1:0-Führung (Jan hatte frei, da der Tostedter Mannschaftsführer ihn sportlich fair direkt informierte) irgendwie ins Ziel zu bringen.
Kurz vor der Zeitkontrolle war die Verzweiflung des Gästespielers an Brett 8 förmlich zu hören. Hartmut hatte eine Kombination aus Spieß und Gabel nicht am Buffet, sondern auf dem Brett gefunden und dem gegnerischen Turm den Garaus gemacht. Erzwungen war das nicht, daher auch ein wenig Glück, aber die Chance wurde direkt genutzt und auf 2:0 erhöht. Hartmut baute seine Serie damit auf 3/3 aus.
Die Gäste verkürzten an Brett 4 durch Adam Szeberenyi, der eine bekannte Endspielvariante mit doppelten f-Bauern aus dem abgelehnten Damengambit heraus sehr stark behandelte und sauber gewann. Nach der Zeitkontrolle stellte aber Martin den alten Abstand wieder her. In einer scharfen Stellung, in der beide Armeen ihren König im Stich gelassen hatten, um über den jeweils anderen Monarchen herzufallen, hatte er die deutlich stärkeren Argumente. Ein klasse Schwarzsieg am Spitzenbrett! An der Zeitangabe wird auch deutlich, wie umkämpft die ganze Sache war und wie lange die Partien daher dauerten.
Nun war es an der Zeit, mit der erwähnten zähen Verteidigung den Vorsprung ins Ziel zu bringen. Den Anfang machte Max, der beim Übergang ins Endspiel einen Bauern geben musste, aber durch umsichtige Verteidigung die Stellung immer in der Remisbreite hielt und nach gut 5 Stunden eine dreimalige Stellungswiederholung reklamieren konnte. Auch Marc konnte seine optisch unschöne Stellung mit einem furchtbar schlechten Läufer und 3 auf der Grundreihe eingezwängten Figuren halten, da die zugeschobene Struktur keine Hebel mehr bot und sein junger Gegner auch keine aussichtsreichen Opfer zur Verfügung hatte. Damit war ein Mannschaftspunkt bereits sicher.
Dirk hingegen, der ein wenig aus Notwendigkeit und ein wenig im Vertrauen auf am Damenflügel abseits stehende gegnerische Figuren die Stellung geöffnet hatte, konnte mit knapper Bedenkzeit seine schwache Königsstellung nicht zusammen halten und verlor leider.
Somit ging es beim Stand von 4:3 darum, ob Berthold den entscheidenden halben Punkt holen konnte. Zwischendurch sah es angesichts einer relativ glatten Minusqualität nicht danach aus, aber er hielt die Stellung am Laufen und nutzte mit fortschreitender Zeit die zunehmenden gegnerischen Unaufmerksamkeiten aus, um die Bauernanzahl zu reduzieren. Er kam dem Sieg sogar näher als der verzweifelt um den Manschaftspunkt kämpfende Gästespieler, es blieb am Ende aber beim Remis und damit bei einem nicht erwarteten Start-Ziel-Sieg der Oldenburger.
Mit diesen eminent wichtigen Punkten haben die Huntestädter nun die Chance, mit einem Sieg beim nächsten Auswärtsspiel in Hannover den Klassenerhalt so gut wie sicher zu machen.
Bericht von Max Meessen