Verbandsliga: Union II – Aurich II

Das neue Jahr brachte in der Verbandsliga als ersten Gegner den Aufsteiger aus Aurich. Wir waren im gesicherten Mittelfeld, hatten aber heuer nichts gegen ein Pünktchen – oder auch zwei – einzuwenden. Die Gäste befanden sich noch in schweren Abstiegsgefechten und warteten noch auf ihre ersten Mannschaftspunkte in dieser Saison.

Die Vorzeichen deuteten auf einen knappen Kampf hin. Wir hatten nur ein leichtes DWZ-Plus, da wir auf unsere ersten beiden Bretter verzichten mussten, sprich unser dortiges Stammpersonal. Walter Förste und Marcel Zanner erwiesen sich aber auch diesmal, wie schon gegen Heisfelde, als zuverlässige Ersatzkräfte. Mit dem so modifizierten Dispositiv also ran an die Bretter!

Diesmal konnte der Autor alle Partien (bis auf Brett 1) im Nachgang mit dem Rechner überprüfen. Dabei blieben mal wieder mehr Fragen offen, als beantwortet wurden. Eine Reihe komplizierter Stellungen waren es heute. Und ein kleines Drama am Spitzenbrett: Mannschaftskapitän Thomas Elbern hatte mit Schwarz einen Bauern weniger, dafür aber seine Schwerfiguren tripliert – eine unklare Stellung für den flüchtigen Betrachter. Leider ging dann sein Handy los – abgelenkt durch seine Mannschaftsführerpflichten vor dem Kampf hatte Thomas letztlich vergessen, dieses abzuschalten. Schwamm drüber. Kann passieren!

Es hatte also zum ersten Mal im Oldenburger Gehäuse geklingelt. 0:1. Der Ausgleichstreffer ließ aber nicht lange auf sich warten: Walter konnte mit Schwarz ausgangs der Eröffnung seine Dame in Richtung des lang rochierten weißen Königs massieren. Die Ausbeute war ein Bauer. Anschließend schwang der Oldenburger in bester kanadischer Holzfällermanier die Axt und holzte nach und nach alles runter bis auf ein Bauernendspiel, wo der Mehrbauer den Sieg garantierte. 1:1! Eine gut gespielte Partie von Walter.

An Brett 4 gab es ein Remis bei Benjamin Kluin. Benni schien etwas mehr vom Spiel zu haben. Er hatte das Läuferpaar, versuchte Aktionen gegen den gegnerischen König und wich auch dem Damentausch aus. Sein Gegner spielte aber auch sehr erfinderisch mit einem netten Turmschwenk Ta8-a6-f6 und blieb bis zum Ende solide. Nach 40 Zügen wurde die Friedenspfeife geraucht.

Dann schlug es aber nochmal ein: An Brett 5 reagierte Maik Schäfer mit Schwarz auf das Doppelfianchetto seines Gegners mit ebendiesem Aufbau. Weiß hatte in der Folge etwas mehr Raum, mehr als Abtausche in einer symmetrischen Struktur waren aber nicht zu sehen. An zwei Stellen hätte Maik sogar einen Bauern, und am Ende wohl auch die Partie gewinnen können, aber da war auch schon die Zeitnot die treibende Kraft. In einer Stellung, die vom Rechner mit Ausgleich bewertet wird, übersah Maik dann kurz vor Ende der Zeitkontrolle eine Springergabel. Aurich wieder mit 1,5:2,5 in Führung.

Die nächste Entscheidung fiel dann an Brett 3 bei mir. Mit Schwarz stand ich etwas gedrückt, aber noch ok, als ich ausgangs der Eröffnung ein Gambit… äh, als ich ausgangs der Eröffnung einen Bauern einpatzte. Allerdings löste dies meine gesamten Entwicklungsprobleme und ich bekam gutes Spiel gegen den gegnerischen König. Der Vormarsch eines Randbauern lockerte dann die Struktur im Umfeld des weißen Monarchen weiter. Ich ließ in Zeitnot anscheinend bessere Möglichkeiten aus, aber der Gewinn einer Qualität und die danach auch deutlich aktiveren Figuren reichten völlig aus, um diese Begegnung zu gewinnen. 2,5:2,5.

Drei Partien waren zu diesem Zeitpunkt noch offen: Die Bretter 2, 6 und 8, hier stand eines gut, eines schlecht und eines unklar. Gut stand Marcel an Brett 8. Er hatte schon in der Eröffnung gutes Spiel gegen einen rückständigen Bauern auf der c-Linie. In der Folge gewann der Oldenburger auch einen Bauern, zwischendurch war aber sogar ein Qualitätsgewinn drin, als er eine Umwandlung hätte einleiten können. Am Ende entstand ein einfaches Turmendspiel mit 2:1 Bauern für Marcel. Dies war theoretisch gewonnen, aber nicht ganz einfach zu spielen. Der Auricher hatte am Ende selbst noch ​eine Gewinnchance, da der König des Oldenburgers sich etwas zu weit von der Musik entfernt hatte. Die Schlußstellung war aber lt. der Endspieldatenbank definitiv Remis.

3:3. Gutes Ergebnis von Marcel gegen einen 250 Punkte stärkeren Gegner! Die Position im Mannschaftskampf war nun allerdings schwierig. Jose Teixiera versuchte an Brett 7, ein einfaches Turmendspiel mit Minusbauer zu halten, wobei es zu diesem Zeitpunkt eher nicht so aussah, als könne dies gelingen. Gleichzeitig machte sich Anirudh Unni an Brett 2 daran, in einem – immerhin gleichfarbigen – Läuferendspiel Wasser aus einem Stein zu quetschen, den höchstens sein Gegner noch benetzen konnte. Würde der Mannschaftskampf verloren gehen?

Unnis Gegner hatte mit dem Tango der schwarzen Springer eröffnet. Diese englische Übersetzung ist eine wesentlich klangvollere Bezeichnung als das schnöde deutsche „Mexikanische Verteidigung“. Es gab unterschiedliche Rochaden – Unni rochierte lang mit Weiß -, aber der Oldenburger konnte kein aktives Spiel am Königsflügel entfachen. Dies hatte eher der Auricher auf der c-Linie. Unni pendelte dies aber aus wie Muhammad Ali in seinen besten Tagen und man kam in das erwähnte Läuferendspiel. Unnis König war aktiver als der seines Gegners, aber fast alle seine Bauern standen auf der Felderfarbe seines Läufers. Nichts zu wollen. Remis. 3,5:3,5.

Jose stand in der Eröffnung etwas gedrückt. Es tauschte sich dann eine Menge ab, was es Jose aber nicht leichter machte, da er mit der schlechteren Bauernstruktur verblieb. Einen dieser Agrarexperten räumte der Auricher dann auch ab und man war in einem Endspiel mit jeweils Turm und Springer. Und hier hätte Jose die Partie aber an einer Stelle sogar gewinnen können durch eine Kombination mit einem versteckten Gabelmotiv. Nachdem dies verstrichen war (es war auch verdächtig nahe am 40. Zug) versuchte der Auricher, seinen Mehrbauern zu verwerten, am Ende ohne die Springer. Indes, es sollte ihm nicht gelingen – die Kämpen vereinbarten Remis nach über 5 Stunden Spielzeit. Das Endspiel muss allerdings für den Gästespieler gewonnen gewesen sein.

Nun denn! 4:4. Ein zerfahrener Kampf. Beide Seiten hatten heute die Chance auf 4,5 Brettpunkte. Für uns aber kein Beinbruch. Nächster Kampf folgt im Februar gegen den Nachbarn Ammerland II.

Bericht von Frank Modder