Verbleichende Erinnerungen – HSK Lister Turm siegt deutlich in Oldenburg

Lang, lang ist es her, doch die Alten erinnerten sich: In der Saison 2013/2014 trumpften die Oldenburger in der letzten Runde der Oberliga Nord-West mit einem Auswärtssieg beim HSK Lister Turm groß auf, stürzten den damaligen Tabellenführer und stiegen selbst in die 2. Bundesliga auf. Am vergangenen Sonntag waren die Vorzeichen in Oldenburg andere: Die Hannoveraner ziehen seit Monaten souverän ihre Kreise als Tabellenführer, die Huntestädter kämpften mit wechselnden Ergebnissen im Mittelfeld. Zudem ist das Team aus Hannover in der Zwischenzeit stärker und gereifter geworden, das Team der Oldenburger … jedenfalls gereift.

Aufgrund von Aufstellungsproblemen konnte der HSK Brett 6 nicht besetzen. Marc Schütte brachte die Oldenburger somit kampflos in Führung. An den anderen Brettern entwickelte sich zunächst ein offener Kampf: Sebastian Müer spielte gegen IM Ilja Schneider einen Sizialianer mit heterogenen Rochaden und volatilem Zentrum. Berthold Wittje baute sich mit Weiß gegen IM Dennes Abel ruhig auf. Dirk Bredemeier wurde von IM Dr. Walter schon im 4. Zuge ein seltenes Bauernopfer kredenzt, welches in der Folge zu beiderseits hohem Zeitverbrauch führte. Max Meessen hingegen opferte seinerseits mit Weiß gegen den Taimanov-Sizi von Felix Hampel einen Bauern, erhielt dafür aber großen Entwicklungsvorsprung und die Möglichkeit, das gegnerische Zentrum zu blockieren. Jan Wagner spielte sein geliebtes Königsfianchetto, der wieder zum Team gestoßene Hartmut Bürckner seinen urwüchsigen Sizilianer und Ernst Heinemann wählte gegen den Franzosen des Nachwuchstalents Sreyas Payyappat einen ruhigen Aufbau, um den schwarzen Isolani auf d5 zu massieren.

In der Folge zeigten die Hannoveraner indes, warum diesmal sie aufsteigen werden und wir nicht: Große Verteidigungshärte und bessere Chancenverwertung sind die Zutaten zum Erfolg.

IM Schneider opferte langfristig angelegt eine Qualität und erhielt dafür zunächst Druck und dann einen tödlichen Angriff auf Sebastians König. Jans Gegner Tobias Vöge zerstörte erst Jans Struktur am Königsflügel und führte dann seine Truppen zum Sieg. Max Gegner konnte sich vom weißen Druck befreien und eine Qualität gewinnen, welche er in einem langen Endspiel auch verwertete. Währenddessen schien bei Dirk und Hartmut noch alles offen, während Berthold und Ernst sich augenscheinlich Gewinnchancen erspielt hatten. Dirks Gegner spielte jedoch trotz großer Zeitnot ruhig und druckvoll, so dass dem Oldenburger nur der Ausweg blieb, erneut ein schlechtes Endspiel mit Minusbauer zum Remis zu führen. Hartmuts Gegner behielt die größere Übersicht und gewann schließlich.

Die größten Hoffnungen auf volle Oldenburger Punkte lagen zwischenzeitlich auf dem zweiten und achten Brett – in beiden Fällen sprang aber nur ein Remis heraus:


Damit stand am Ende ein insgesamt leistungsgerechtes 5,5 zu 2,5 für Hannover zu Buche. In der letzten Runde der Oberliga, welche technisch die wegen einer Corona-Pause nachzuholende 6. Runde ist, werden die Oldenburger im Weserstadion gegen Werder Bremen III um den dritten Platz spielen. Es gibt Aufgaben, die größeren Stress verursachen.

Bericht von Dirk Bredemeier