Nach dem schwachen Saisonstart in Uelzen stand direkt die zweite längere Auswärtsfahrt an – es ging zum Süd-Aufsteiger nach Lehrte bei Hannover. Der Gastgeber hat eine ausgewogene Mischung aus erfahrenen Oberliga-Kämpen und starken jüngeren Leuten an den Spitzenbrettern. Beide Mannschaften gingen in Bestbesetzung an den Start und standen nach dem jeweils vergeigten Saisonauftakt unter Druck. Zumindest zahlenmäßig waren wir minimal favorisiert.
In den ersten Stunden war noch keine klare Tendenz für den Kampfverlauf auszumachen. An einigen Brettern (Max, Tom) kamen wir besser aus der Eröffnung, bei Marc und Sebastian sah es eher nach einem kleinen Nachteil aus. Die anderen Bretter standen unklar bei teilweise scharfen Stellungen.
Nach gut 3 Stunden fiel dann an Brett 4 der verdiente Führungstreffer: Max hatte spontan seine Blitzvariante gegen das Damengambit ausgepackt und Weiß reagierte mit nicht besonders zielführenden Leichtfigurenmanövern. Als er dann auch noch statt der fälligen Rochade auf Bauerngewinn ging, hielt Max den gegnerischen König in der Mitte fest und der Gewinn war dann nur noch eine Frage, alle Figuren gegen den König ins Spiel zu bringen.
Kurz vor der Zeitkontrolle erhöhte Dirk an Brett 3. Er hatte den gegnerischen Isolani belagert, allerdings schien Schwarz immer genug Spiel zu haben. Nach einer langen Abwicklung bekam Dirk plötzlich selbst einen isolierten d-Bauern, der aber nach vorne marschierte und a la Nimzowitsch in seinem Freiheitsdrang taktische Probleme für Schwarz erzeugte.
Hier griff Schwarz mit … Sc6? fehl und nach Se7+ kostet der Bauer Schwarz eine Figur, egal wie er es dreht und wendet. Aber auch nach dem besseren … Se6 konnte die um die beiderseitigen Spitzenbretter verstärkte Analysegruppe am Ende, beginnend mit Sf6+ und Lc3, einen weißen Gewinn herausarbeiten.
Auch damit waren wir noch nicht sicher durch, es sah jetzt aber gut aus. Berthold erzielte am Spitzenbrett ein sicheres Remis gegen den starken FM Stelmaszyk, und auch Enno konnte trotz eines Minusbauern mit Springer und Dame genug Verwirrung für ein Remis stiften – 3:1 für die Gäste.
Ein Doppelschlag an 5 und 6 entschied den Kampf schließlich: Jans Gegnerin hatte sich in der Eröffnung einen Bauern geschnappt, aber dafür die eigene Entwicklung vernachlässigt. Das Spiel mündete in ein etwas angenehmeres Endspiel für Jan, in dem sich der gegnerische König dann unversehens in einem Mattnetz verfing:
… Td3+ Se3 e5 g3 Kg5 gewinnt Material, aber noch einfacher ist der Partiezug … Tf1+ Kg3 Le5+, worauf Weiß die Qualität geben muss, um Matt zu vermeiden.
Und Tom, der nach gewonnener Eröffnung im Mittelspiel8 ein wenig den Faden verloren hatte, drang am Ende doch entscheidend mit dem Turm in die gegnerische Stellung ein und verschaffte sich einen f-Freibauern, der deutlich stärker war als die beiden Zentrumsbauern des Schwarzen und unaufhaltsam zur Dame lief.
Schließlich konnte Marc seine Partie remis halten. Die Struktur war analog zu einem Minoritäsangriff mit vertauschten Farben, aber sein Gegner kam trotz der Bauernschwäche auf c3 nicht durch. Dasselbe gelang Sebastian leider nicht, aus einem komplizierten Endspiel mit Minusbauern ergab sich ein verlorenes Läuferendspiel. Damit stand unter dem Strich ein 5,5:2,5, das auch durchaus als verdient bezeichnet werden kann. Weiter geht es am ersten Advent mit einem Heimspiel gegen Kirchweyhe, die bislang wie erwartet durch die Liga pflügen.
(Bericht Max)