Am letzten Spieltag der Oberliga Nord, Staffel West, trat unsere erste Mannschaft gegen die leider bereits als Absteiger feststehenden Schachfreunde des SK Ricklingen aus Hannover an. Sportlich war der Kampf bedeutungslos, das Wetter angenehm, die Stimmung gelöst. Am Ende stand ein deutliches Ergebnis.
Brett 1: Business as usual I
Berthold Wittje spielte mit Schwarz gegen Dennie Ackermanns Colle-Zuckertort-Angriff. Wie schon mehrfach in der Saison federte Berthold eine gegnerische Iniative ab, übernahm langsam das Kommando und fuhr schließlich einen Sieg ein.
Brett 2: Ignorance is bliss – Is ignorance bliss?
Trotz langer Erfahrung unseres Kernteams in der Oberliga hatte so etwas noch keiner erlebt: Nach den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d4, die viele mutmaßlich aus dem „Tarrasch“, einem „Teschner“ oder einem sonst als Jugendlicher konsumierten gängigen Lehrbuch kennen, verfiel Sebastians Gegner in eine ca. 45minüte Starre, eher er den seltenen und ggü. dem gängigen 4. … ed: schwächeren Zug 4. …Se4: entkorkte. In der Folge hatte Sebastian die bessere Stellung, gewaltigen Zeitvorsprung und setzte beides sicher um.
Brett 3: Oh, l´armour
Dirk spielte gegen Benjamin Schmidt eher experimentell einen Franzosen nach 1. d4 e6!? 2. e4 d5 und setzte seinen Königsspringer bald von g8 über e7 und g6 nach h8. Thematisch (der Gaul geht weiter nach f7), in der fraglichen Stellung aber eine Neuerung. In der Folge entwickelte sich ein dynamischer Kampf, in welchem der Schwarze nach einem aus der Not geborenen Qualitätsopfer den weißen König auf der Marschroute g1 – g2 – g3 – f4 – g3- g2 verwirren, jagen und schließlich erlegen konnte.
Brett 4: Material wird überschätzt
Max opferte im Slawen zunächst einen, später noch einen zweiten Bauern, hielt jedoch dafür den schwarzen König von Thomas Spiess im Zentrum fest. Aufgrund der schwachen Felder rund um den Monarchen konnte auch dieser Hannoveraner seine Stellung schließlich nicht mehr halten.
Brett 5: Business as usual II
Jan Wagner wurde von Andreas Herrmann ein Londoner System geboten, welches der Hauptstädter seit Jahren ausschließlich spielt. Jan stellte ich gut auf diese doch eher harmlose Eröffnung ein, übernahm mit seinen Springern bald das Zentrum und schließlich auch die Initiative. Ein weiterer Punkt für Oldenburg
Brett 6: Remember the classics
Tom Peters brachte in einem Scheveniger Sizilianer mit 6. g4 den immer noch gefährlichen Keres-Angriff aufs Brett – eine von Paul Keres 1942 gegen Efim Bogoljubov aufgrund spontaner Eingebung gefundene äußerst langlebige und erfolgreiche Idee. Auch hier operierte sein Gegner eher eigenwillig, indem er seinen Springer von f6 nicht wie üblich nach d7 zog, sondern über g8 nach e7. Tom nutzte die Zeit, um systematisch Raumvorteil und Angriff aufzubauen, den er auch erfolgreich abschloss.
Brett 7: Was war los?
Von Marcs Partie hat der Berichterstatter leider zuwenig mitbekommen, um irgendetwas berichten zu können. Jedenfalls gewann Marc.
Brett 8: Friede sei mit dir
Ernst Heinemann spielte das einzige Remis des Kampfes. Dem Vernehmen nach ließen beide Seiten Chancen aus, so dass letztlich ein Hauch Friede die Saison besiegelte.
In der Endtabelle kommen die Huntestädter auf einen sehr soliden 4. Platz. Jedenfalls nach dem Sieg im „weiten“ Auswärtsspiel in Hameln in der 4. Runde war unser Team in der Spur und sammelte die notwendigen Punkte gegen das Abstiegsgespenst sicher ein. Es bleibt abzuwarten, ob das weitgehend mit yugoslawischen Titelträgern besetzte Team Kirchweyhe II in den anstehenden Stichkämpfen den Aufstieg in die 2. Bundesliga schafft oder auch im neuen Jahr das „Monster“ in der Oberliga Nord-West sein wird.
Abschlusstabelle auf schachbund.de
Für einen gemeinsamen Saisonrückblick von 1. und 2. Mannschaft siehe „Doppeltes Liga-Finale im Haus der Jugend“.
(Bericht von Dirk Bredemeier)