Es gibt Mannschaftskämpfe, die fühlen sich hinterher an wie ein 1:0 beim Fußball durch einen Handelfmeter in der 89. Minute, wobei man 88 Minuten lang vergeblich das gegnerische Tor belagert und der Gegner nach seinen Angriffen 2 Elfmeter verschossen hat. Soll so beim Oberliga-Schach nicht sein, ist aber so.
Dabei ging der Heimkampf der ersten Mannschaft des SK Union gegen die Gäste vom SK Lehrte noch normal los: Max Meessen spielte ein abgelehntes Damengambit. Die erste giftige Aktion auf dem Spielfeld war dann ein schwungvolles g2-g4!? des Gästespielers. Max konterte im Zentrum gegen den unrochierten gegnerischen König, bis sich eine Zugwiederholung ergab und die Recken sich auf remis einigten. Am 8. Brett spielte Hartmut Bürckner seinen Raumvorteil bis kurz vor der Überdehnung aus, was seinen Gegner zu einem zweifelhaften Opfer zweier Leichtfiguren gegen einen Turm veranlasste. Dass dann bei noch wohlgefülltem Brett ein schwarzer Springer auf a2 einen weissen Bauern vertilgte, kann wohl als voller Körpereinsatz bewertet werden; Hartmuts Springer grätschte im Gegenzug von d6 kommend einen Turm auf c8 weg, was den Schwarzen zur Aufgabe veranlasste. Marc Schütte baute mit Schwarz aus einem Slawen heraus einen aggressiven 4-4-2 Angriff auf: 4 Figuren im Angriff bei 4 eigenen Verteidigern rissen die von nur 2 weissen Verteidigern beschützte Königsstellung auf und setzten erfolgreich zum Mattangriff gegen Gunnar Zschischang an.
Nach diesem Zwischenstand schien auch ein 6:2 möglich; in der Folge gerieten die Oldenburger jedoch stark unter Druck, so dass eher ein 3:5 nahelag: Sebastian Müer hatte nach energischem Eröffnungsspiel die schwarze Königsstellung sturmreif geschossen – allein, es fehlte an trockenem Pulver bzw. einem „Knipser“, der den Ball im Kasten unterbrachte. Stattdessen gewann sein Gegner eine Qualität, wobei auch die Damen das Brett bereits verlassen hatten. Im Stile eines erfahrenen Kämpfers provozierte der Oldenburger jedoch einen Fehler seines Gegenübers und gewann die Qualität zurück. Das entstehende Turmendspiel mit einem Mehrbauern verwertete Sebastian souverän zum Sieg. Unterdessen folgten die Konter des Gastes: Marine Zschischang hatte einen Bauern auf b2 vertilgt und sah sich Druck und Raumvorteil von Jan Wagner ausgesetzt. Indes behielt sie in beiderseits schwieriger Stellung den besseren Überblick als der Oldenburger und gewann die erste Partie für ihr Team. Auf dem gleichen Weg schien Friedmar Schirm gegen Martin Breutigam: Nach verwickeltem Mittelspiel hatte Schirm im Schwerfigurenendspiel klaren Vorteil in Form eines Freibauern auf c6. Indes nutzte Martin eine grobe Unaufmerksamkeit seines Gegenübers, um eben diesen Freibauern mittels eines Doppelangriffs zu vertilgen – was den Oldenburgern einen weiteren halben Punkt einbrachte. Aufgrund dieses Standes konnte Berthold Wittje sein leicht besseres Endspiel gegen Heinrich Bedürftig remis geben, was zu den ersehnten 4,5 Punkten führte. Diese Teilerfolge waren auch dringend erforderlich, zumal Dirk Bredemeier ein nach zeitweise ordentlichem Positionsschach erreichtes klar besseres Turmendspiel völlig verdaddelte und 5 Meter frei vor dem gegnerischen Tor zunächst den Sieg und dann das Remis verschenkte – wobei sein Gegner Nico Stelmascyk aber trotz Zeitnot auch gute Reflexe zeigte.
In 2 Wochen tritt die erste Mannschaft auswärts gegen Nordhorn Blanke an. Dort sollte das Team noch ein wenig souveräner in der Chancenverwertung sein und solider in der Abwehr stehen.
Bericht von Dirk Bredemeier