Am vorletzten Spieltag spukte das Abstiegsgespenst im Haus der Jugend: Union Oldenburgs 2. Mannschaft empfing den SV Bad Essen. Die Unionisten brauchten einen Punkt, um den Klassenerhalt zu sichern – was entspannend klingt. Allerdings würde es bei einer Niederlage mehr als eng werden. Die Gäste waren auf dem letzten Platz, aber mit Anschlussmöglichkeiten nach oben: Bei einem Sieg würden sie an uns vorbeiziehen. Die Aufstellungen versprachen von der Papierform her einen völlig ausgeglichenen Kampf.
Da der Autor (Frank Modder) in der entscheidenden Phase vieler Partien selber in Zeitnot war, hat er oftmals die entscheidende Wendung nicht mitbekommen. Aber versuchen wir es mal: Die erste beendete Partie war die Begegnung am Spitzenbrett. Heiko Warns erwies sich mal wieder als eine sichere Bank. Die Partie wirkte auf den Betrachter schon früh recht unübersichtlich. Heiko konnte aber ein gewonnenes Endspiel mit zwei Türmen und Läufer gegen lediglich die Dame erstreiten, wonach er sein Punktekonto in dieser Saison auf 75% stellte. 1:0!
Auch unser Youngster Maik Schäfer an Brett 6 konnte diesmal punkten, wenn auch nicht voll. Sein Läuferpaar war vielleicht doch etwas stärker als die gegnerischen Springer, und Maik hatte am Ende wohl eine etwas vorteilhafte Stellung. Die Maschinen versprechen den Vorteil einer Bauerneinheit. Aber mit einem physischen Bauern weniger und in noch nicht klarer Lage mit nur 6 Minuten gegen 30 des Gegners für 15 Züge vereinbarte man ein Remis.
Exakt dieses Ergebnis erzielte auch Benjamin Kluin an Brett 5. Der Unionist schien mit Schwarz wenig Probleme zu haben dank des Läuferpaares und etwas Aktivität am Damenflügel. Die Struktur aber war symmetrisch und letztlich wurde der Punkt geteilt. Somit Zwischenstand: 2:1.
Eine sehr interessante Partie spielte Thomas Elbern an Brett 2. Der gegnerische Caro-Kann-Aufbau sah etwas verdächtig aus, aber nach frühem Damentausch kämpfte sich Schwarz in die Partie. Thomas konnte seinen Mehrbauern auch nicht behaupten, hatte aber das etwas bessere Endspiel 2T+L auf Grund seiner beweglicheren Bauern am Königsflügel. Nachdem die Türme vom Brett waren, erwies sich die Ungleichfarbigkeit der Läufer als ein Vorteil für Thomas, der seinen Bauernsturm zum Sieg führte. 3:1! Thomas hat damit 6 aus 7 und ist unser punktbester Spieler. 86% – mehr hatte früher nur Bobby Fischer!
Dennoch war dieser Kampf noch nicht entschieden, denn an den Brettern 3 und 4 drohten zu diesem Zeitpunkt Nullen, während Brett 7 hingegen eher besser – aber kompliziert – zu stehen schien. Brett 8 sah Andreas Wetjen, der lange Zeit optisch vernünftig stand. Leider habe ich nicht gesehen, wie diese Begegnung zu Ende ging. Das Material zumindest reduzierte sich nach und nach und schließlich kam man überein, diesen Punkt zu teilen. 3,5:1,5.
Nun sorgten die Gäste aber für den Anschluss durch einen Sieg an Brett 4. Arno Köhne musste hierbei gegen den stärksten Bad Essener antreten. Arno schien zunächst mit Weiß solide zu stehen, aber er hatte ein paar Probleme in der d-Linie mit einem rückständigen Bauern. Arno konnte seine Figuren nicht harmonisch weiterentwickeln und der Gegner brach durch. 3,5:2,5.
Da das Brett des Autoren auf verlorenem Posten stand, richteten sich nun alle Augen auf den Tisch Nr. 7 mit Jose Texeira. Jose schien wie oben gesagt immer etwas vorteilhaft zu stehen und am Ende hatte er ein Damenendspiel, in welchem er zusätzlich noch über einen Läufer verfügte. Allerdings hatte wohl auch sein Gegner noch Ideen, so u.a. ein Dauerschach. Jose verzichtete dann auf Gewinnversuche und nahm ein Remis an. 4:3. Das war zumindest mal der ersehnte 4. Punkt, der eigentlich reichen sollte zum Klassenerhalt.
Zu diesem Zeitpunkt verwaltete ich bereits in der 7. Stunde eine positionelle Ruine, da ich die Eröffnung verhunzt hatte. Ich hielt den Laden einigermaßen zusammen, stand aber auf Verlust, als mein Gegner den Königsflügel zu öffnen begann. Hier hatten wir beide aber schon nicht mehr viel Bedenkzeit, und im folgenden Handgemenge konnte mein Gegner mehrfach Gewinnfortsetzungen nicht finden. Nachdem ich meine Dame aktivieren konnte, sicherten mir Dauerschachdrohungen doch noch die Teilung des Punktes. Mein Gegner hatte sehr ideenreich gespielt und hätte den Punkt eigentlich verdient gehabt. Aber nun! 4,5:3,5 lautete das Endergebnis. Wie gesagt hätten wir auch bei einem 4:4 sicher zwei Mannschaften hinter uns gelassen.
Die sympathischen Gäste aus Bad Essen dürfen aber auch noch hoffen: Mit einem Sieg im letzten Spiel gegen Quakenbrück würden ihre Chancen auf den Klassenerhalt ganz gut stehen – mit ein bisschen Schützenhilfe aus dem Ammerland. Für Union 2 geht es noch nach Ostfriesland, wo gegen die Emder Königsspringer die Saison ausklingen wird.